Roll-dorado
Freier Zugang – Rechte vorbehalten
Material und Technik
Sammlung
Abmessungen
Bild H: 215 cm B: 90 cm
Datierung
Inventarnummer
H 583 - 93
Schlagworte
Bewegung <Motiv>     Rollo    
Mehr zu diesem Werk
Beschreibung
Der Bitterfelder Künstler, Bühnenbildner und Hochschullehrer Günther Hornig galt seit den 1970er Jahren als Geheimtipp. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und die aktionistischen Raumübungen wurden von seinen Studierenden sehr geschätzt (Porstmann, 2017). Zwischen 1969 und 1988 leitete er den Grundlagenkurs im Bereich Bühnenbild an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Aufgrund der Zugehörigkeit des Studiengangs zu den angewandten Künsten kam Hornig wohl ein gewisser Freiraum zuteil, den er zu nutzen wusste. Entgegen der offiziellen, an Realismuskonzepten orientierten Kunstdoktrin der DDR setzte sich der Künstler kontinuierlich mit den Formenexperimenten der Moderne auseinander, wenn auch lange Zeit als Außenstehender. Bereits nach seinem Studium fand er von der Figur zur Abstraktion. Aus seiner in Rot- Schwarz- und Beigetönen gehaltenen Malerei der 1970er Jahre entwickelten sich zunehmend informelle Materialbilder, die mittels Bindfäden, Nägeln oder Zement zu haptischen Strukturen heranwuchsen. Diese Strukturen sucht der Künstler später in Form von Rastern zu ordnen, wobei er dem Einsatz von anorganischen Materialien und dem Spiel zwischen Konstruktion und Destruktion stets treu bleibt. Deutlich flacher, aber nicht weniger dynamisch erscheinen hingegen Hornigs großformatige und farbintensive Arbeiten ab Mitte der 1980er Jahre, zu denen auch sein Faltrollo Roll-Dorado zählt. Geometrische Flächen unterschiedlicher Größe und Form sind vor allem im Mittelteil des Rollos angeordnet. Einem Lagerfeuer gleich, strebt die Formation nach oben und öffnet sich in Richtung des Betrachtenden. Die aus reinen und pastellenen Farben bestehenden Flächen schaffen durch Überlagerungen neue Farbvarianten. Je nach Lichteinfall und Stärke der Rollo-Faltungen werden diese wiederum gebrochen und lassen allerlei Farbabstufungen entstehen. Durch den Mechanismus des streckenweise Auf- und Zuziehens des Faltrollos bot ihm sein farbintensives Roll-Dorado einmal mehr die Möglichkeit, neue Bildräume mittels Formen und Farben zu ergründen.

Caroline Kühne, 2021

Literatur und Korrespondenz:
Gisbert Porstmann, Vorwort. In: Kat. Ausst. Günther Hornig. Farbe, Rhythmus, Raum: eine Ausstellung der Städtischen Galerie Dresden - Kunstsammlung 2017, Dresden 2017, S. 7.
Beschriftung
verso bez. r. o. auf Leiste: "Roll-dorado" / 89 cm x 240 cm / [Künstlerstempel] G. Hornig 0591 / Dresden
Bildrechte
© Nachlass Günther Hornig