Bild des Elementes mit der Inventarnummer H 569 - 93
Freier Zugang – Rechte vorbehalten
Sammlung
Abmessungen
B: 140,3 cm H: 220 cm
Datierung
Inventarnummer
H 569 - 93
Schlagworte
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Beschreibung
Nackt und breitbeinig steht ein überlebensgroßer Mann dunklerer Hautfarbe im Zentrum des Bildes. „Der Sänger“ des Naumburger Künstlers Klaus Werner hat den Kopf in den Nacken geneigt und entlässt aus seinem weit geöffneten Mund weiße Rauchschwaden, die sich in unregelmäßigen Formen hinter ihm ausbreiten. Sein schlanker Körper wird durch eine ausgeprägte Muskulatur definiert, die sich besonders im Brust- und Bauchbereich abzeichnet. Zwischen seinen massiven Beinen befindet sich ein rosafarbener Diwan mit weißem Kissen und angezündeter Wasserpfeife. Aus dieser entweicht ebenfalls weißlicher Rauch, der sich mit dem Nebel des Sängers vereint als gingen beide eine Symbiose ein. Mit westlichem Blick und neoexpressiver Formensprache nähert sich Klaus Werner einer islamischen Welt, die immer mehr zum Traumhaften übergeht. Berauscht durch die Wirkung der Wasserpfeife und die Klänge seines eigenen Gesangs imaginiert sich der Sänger in einen Raum fließender Flächen, die explizit an Dalís Surrealismus anknüpfen. Klaus Werner schuf das vorliegende Faltrollo für die „Intermedia I“ und widmete es ihrem Initiator Michael Kampinos, der es später in seiner West-Berliner Wohnung zeigte (Werner, 2021). In der Beschäftigung mit dem Rollo, die bis heute keine Wiederholung fand, war der Papiergrund für den Künstler von besonderem Interesse: „Ich wollte die Fläche auf keinen Fall mit pastoser Farbe zusetzen. Etwas Aquarellähnliches schien mir passend; deshalb Holzbeize und Deckweiß“, wie er selbst in einem Brief erklärte. Kein Zufall also, dass der Hintergrund des Rollos beinahe gänzlich im unbemalten Zustand verblieb. Klaus Werners Beitrag zum Medienereignis in Coswig ging über seine malerische Leistung hinaus. Gemeinsam mit den Dresdner Künstler*innen Andreas Hegewald, Lutz-Peter Naumann, Claudia Böttner und Dietmar Zaubitzer und ihrer 1982 gegründeten „Rennbahnband“ improvisierte er ein Jazzkonzert, das als skurril und charmant unprofessionell beschrieben wurde (1991). Ähnlich wie Jazzmusik sprengt auch der Neoexpressionismus der DDR-Künstler*innen, und hier im Beispiel von Klaus Werner, jegliche Konventionen und Grenzen des Erwartbaren.

Caroline Kühne, 2021

Literatur und Korrespondenz:
Brief von Klaus Werner vom 21.03.2021.
Ausst. Kat. Rollo: Kunst als Dekoration? Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus, 1991, S. 61.
Beschriftung
bez., sign. u. dat. u. r. auf Leiste: Singer Singer "Der Sänger" / K. WERNER 28.05.85 / Beize, Tusche, Deckweiß; verso bez. u. auf Leiste: Für Kapinos
Bildrechte
© Klaus Werner