Zweiundvierzig (mit Hirsch)
Freier Zugang – Rechte vorbehalten
Material und Technik
Sammlung
Abmessungen
Gesamt H: 220 cm B: 194 cm
Datierung
Inventarnummer
GH 85 - 2020
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Beschreibung
Eines der beiden Faltrollos der Künstlerin Sabine Herrmann aus der Sammlung des BLMK Cottbus eröffnet uns mit der Darstellung eines Hirschs ein in der Kunstgeschichte fest verankertes Motiv (Krohn, 2008). Doch anstelle des röhrenden Geweihträgers der spätromantischen Malerei setzt die Künstlerin ein in die Wälder fliehendes Tier ins Zentrum des Bildes. Das bräunliche Fell des stattlichen Körpers gleicht sich immer mehr den Farben der umgebenden Natur an. Die Narration des schutzsuchenden Hirschs wird durch eine zu Boden gesunkene, männliche Figur einmal mehr verstärkt. Sein nackter Leib aus schwarzen Konturen und rot-bräunlichen Flächen wirkt zwar kräftig und robust, doch scheinen ihn Kummer und Schmerz geradezu überwältigt zu haben. Seine rechte Hand verdeckt beide Augen, um nichts mehr sehen und verkraften zu müssen. Angst und Tarnung, Heilung und Isolation vereinen sich in Tier und Mensch gleichermaßen. Mit der Flucht des symbolisch für Macht und Potenz stehenden Hirsches und dem gebrochenen Mann am Boden hinterfragt Sabine Herrmann das soziale Konstrukt „Männlichkeit“ kritisch und empfindsam zugleich.
Darüber hinaus nehmen die Motive des Rollos Bezug auf Psalm 42 des alten Testaments, der explizit die Verzweiflung eines Betenden und die Suche nach Antwort auf existentielle Fragen thematisiert. In der christlichen Ikonografie verweist die Darstellung eines Hirschs in der Regel auf diese Bibelstelle.

Caroline Kühne, Ulrich Röthke 2021/22

Literatur und Korrespondenz:
Silke Krohn, Der Hirsch: Popularisierung und Individualisierung eines Motivs, Weimar 2008.
Beschriftung
sign. u. dat. u. r.: S. Herrmann 90
Bildrechte
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023